Führung in einer hybriden Arbeitswelt benötigt ein neues Verständnis
Kontextorientierte Führung
Führung in einer hybriden Arbeitswelt benötigt ein neues Verständnis und eine Kultur, in der Führungskräfte ihren Fokus auf die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden legen müssen. In einer Welt, die sich ständig im Wandel befindet und von Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, wird die Bedeutung kontextorientierter Führung im Sinne von Leadership immer deutlicher. Dieses Modell der kontextorientierten Führung haben wir eigens für eines unserer Projekte entwickelt und es entstand aus einer unserer Langzeitbefragung und den daraus resultierenden Erkenntnissen.
In dem folgenden Blogartikel finden Sie eine Zusammenfassung unserer Langzeitstudie sowie die wichtigsten Informationen über kontextorientierte Führung.
Unsere Langzeitstudie auf einen Blick:
Da viele Führungskräfte unter Stress leiden und die Ursachen dafür häufig in Problemen finden, die mit ihrem Team zu tun haben, machten wir uns auf die Spurensuche. Wir wollten herausfinden, ob es ein bestimmtes Führungsverhalten gibt, was dieses Phänomen begründet. Da wir schon vor der Jahrtausendwende auf diese Frage eine Antwort suchten, ist aus unserer Neugier mittlerweile eine Langzeitstudie geworden. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen haben wir in einem Zeitraum von mittlerweile über 20 Jahren fast 5000 Führungskräfte nach ihrer Position im Team befragt.
Wie sind wir vorgegangen?
In jedem Workshop, Coaching oder Seminar zum Thema Leadership stellten wir dieselbe Frage. Dazu zeichneten wir einen Kreis, der die Mitarbeitenden in der direkten Führungsverantwortung beschrieb. Dann fragten wir, an welcher Stelle des Kreises sich die Führungskraft in ihrer täglichen Arbeit positioniert.
Um zusätzlich einen Vergleich der Auswirkungen der unterschiedlichen Positionen im Team zu erhalten, haben wir einen standardisierten Fragebogen entwickelt und ihn nach Unternehmensgröße, Branche und Umsatz geclustert. Dieser wurde sowohl an eine Auswahl der Führungskräfte verteilt, die sich selbst in der Mitte des Teams positionierten, als auch an diejenigen, die sich an der Schnittstelle befinden. Ziel dieses Fragebogens war es, unterschiedliche Parameter in Bezug auf die Produktivität, Arbeitszufriedenheit, Stressempfinden, Krankenstände und Fluktuation zu ermitteln. Wir fragten auch nach dem Führungsstil und der Unternehmenskultur, die durch einen freien Text beschrieben werden sollte.
Die Ergebnisse:
Die Ergebnisse sind seit Beginn unserer Langzeitbefragung identisch. Wo sich die Führungskräfte innerhalb ihres Teams in der Regel verorten, sehen Sie in der folgenden Abbildung:
Die überwiegende Mehrzahl der Führungskräfte sieht sich demnach selbst als Mittelpunkt ihres Systems. Da es in unserem Modell keine richtige oder falsche Position gibt, sondern wir diese von den jeweiligen Rahmenbedingungen, also vom Kontext abhängig machen, betrachteten wir die Wirksamkeit, die psychische Belastung und die Glaubenssätze von Führungskräften in den unterschiedlichen Positionen und in unterschiedlichen Kontexten näher.
Was macht die unterschiedlichen Positionen aus?
1. Die Führungskraft im Mittelpunkt des Systems
Autoritärer oder Laissez-Faire-Führungsstil
Ressourcenaufwendig: Die Führungskraft stellt sich für nahezu alle Belange zur Verfügung und steht daher unter massiver Doppelbelastung
Starkes Kontrollbedürfnis der Führungskraft: Diese Position ist auch ein Hinweis auf ein starkes Kontrollbedürfnis der Führungskraft, das gleichzeitig auch ein Misstrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeitenden ausdrückt.
Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden leidet: Die Motivation der Mitarbeitenden, im Team eine tragende Rolle und Verantwortung zu übernehmen, wird nicht gefördert. In dieser Konstellation leidet auch die Selbstwirksamkeit der Mitglieder im Team, da sie sich zu wenig in den aktiven Gestaltungsprozess ihrer Aufgaben einbringen können.
2. Die Führungskraft an der Schnittstelle des Systems
Förderung der Autonomie und der fachlichen Kompetenz der Mitarbeitenden: Die Mitarbeitenden werden mit genügend Autonomie ausgestattet, um selbst für die Lösung von Problemen zu sorgen und gleichzeitig wird die fachliche Kompetenz gestärkt, da produktives Scheitern als Teil des Lösungsprozesses anerkannt und nicht sanktioniert wird. Das Team kann sich selbst weiterentwickeln und benötigt die Führungskraft nur im Krisenfall.
Wertschätzende Haltung: Die herrschende wertschätzende Haltung, fördert die Motivation aller Mitglieder des Teams.
Voraussetzung: Regelmäßige Kommunikation, eine Feedback- bzw. Feedforward-Kultur und eine nicht vergleichende Haltung als Voraussetzung.
Vorteile für die Führungskraft: Sie wird nicht vom operativen Geschäft vereinnahmt und kann sich auf Führungsaufgaben fokussieren. Sie weisen und ein geringeres Stressempfinden auf und aus dieser Position heraus ist es einfacher die Mitglieder des Teams zu beurteilen und zu fördern.
3. Die Führungskraft außerhalb des Systems
Agile bzw. remote Führung
Digitale Kommunikationswege: Besonders durch Corona sind die Kommunikationskanäle digitaler geworden. Mitarbeitende werden auch im Home-Office über alle unternehmensinternen Vorgänge informiert und bekommen das Gefühl vermittelt, sich in ihrer Organisation sicher zu fühlen. Die informellen Gespräche, die normalerweise während der Mittagspause oder in der Kaffeepause stattfinden, werden ins Internet verlegt und auch alle Möglichkeiten, die Interaktion mit dem Team zu fördern, werden genutzt.
Begrenzt umsetzbar: Diese Führungsart ist in herausfordernden Zeiten nicht möglich. Daher bleibt die Position außerhalb des Teams den Urlaubs-, Messe- und Weiterbildungszeiten vorbehalten.
Die Erkenntnis:
Wir können zum Abschluss feststellen, dass sich jeder Führungsstil als sinnvoll erweisen kann, wenn die Führungskraft sich ihrer Position im Team bewusst ist und aus dieser heraus ihre Führungsarbeit ableitet. Da der Kontext der relevante Faktor für das Verhalten von Führungskräften sein sollte, ist mehr oder weniger jeder Führungsstil praktikabel. Deswegen haben wir eigens das Konzept der kontextorientierten Führung entwickelt. Gerade in einer Welt, die sich ständig im Wandel befindet und von Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, wird die Bedeutung kontextorientierter Führung im Sinne von Leadership immer deutlicher.
Was ist demnach kontextorientierte Führung?
Kontextorientiert bedeutet, kurz gesagt, sein Führungsverhalten dem Kontext anzupassen.
Gerade in Zeiten von globalen Krisen, technologischen Umbrüchen und sich wandelnden Arbeitsstrukturen ist es von entscheidender Bedeutung, dass Führungskräfte nicht nur über ein festgelegtes Repertoire an Fähigkeiten verfügen, sondern auch in der Lage sind, flexibel auf verschiedene Situationen zu reagieren. Durch die Berücksichtigung des Kontextes können Führungskräfte ihre Strategien, Entscheidungen und Interaktionen gezielt an die Bedürfnisse ihrer Teams, Organisationen und Märkte anpassen. Diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ermöglicht es Unternehmen, sich agil an Veränderungen anzupassen, Innovationen voranzutreiben und langfristig erfolgreich zu sein.
Kurz gesagt: Kontextorientierte Führung ist in der heutigen Zeit von unschätzbarem Wert, um den Herausforderungen der modernen Welt souverän zu begegnen und nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
Fazit:
Für die Umsetzung Kontextorientierter Führung ist eine hohe mentale Flexibilität erforderlich, deren Basis die Offenheit für Selbstreflektion ist. Dabei kommt es auf den Kommunikationsstil der Führungskraft an und dieser ist wiederum abhängig von dem Menschenbild. Lernen Sie mehr über die achtsame Kommunikation in meinem Seminar: Achtsame Kommunikation- Schlüssel zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung.